Sprache als Brücke zwischen Kulturen: warum Vielfalt immer auch die Sprache betrifft

Sprache kann verbinden – oder trennen. Wer international kommuniziert, steht vor der Herausforderung, nicht nur Worte zu übersetzen, sondern auch Kulturen zu verstehen. Denn Begriffe wie „Fingerspitzengefühl“ oder „haragei“ sind weit mehr als Vokabeln – sie sind Ausdruck einer Denkweise. Warum kulturelle Vielfalt immer auch sprachliche Vielfalt bedeutet – und wie Unternehmen mit dem richtigen Feingefühl weltweit erfolgreicher kommunizieren.

Menschen im Gespräch | Apostroph Germany

Tokio, 09:03 Uhr, Konferenzraum im 23. Stock eines verglasten Bürogebäudes. 

Die Projektverantwortlichen sitzen um den Tisch, auf dem Bildschirm läuft die Präsentation einer deutschen Agentur. Es geht um einen Marken-Relaunch für den japanischen Markt. Die deutsche Kollegin erklärt begeistert, dass das neue Konzept auf „Fingerspitzengefühl“ und einem „gewissen Bauchgefühl“ basiere.

Der japanische Marketingdirektor runzelt höflich die Stirn: „Was meinen Sie mit … Finger und Bauch?“

Ein Moment der Irritation – dann ein Lächeln, ein kurzer Austausch mit der Dolmetscherin, ein erklärender Vergleich mit dem japanischen Begriff haragei (腹芸). Dieser steht für eine Form der intuitiven, oft nonverbalen Kommunikation – vergleichbar mit dem, was im Deutschen als Fingerspitzengefühl bezeichnet wird. Die Stimmung lockert sich. Was eben noch ein Missverständnis war, wird zum kulturellen Brückenschlag. 

So funktioniert sprachliche Vielfalt – wenn sie über das bloße Übersetzen hinausgeht. 

Sprache formt die Welt – im wahrsten Sinne 

Kulturelle Vielfalt zeigt sich nicht nur in landestypischen Gerichten, Tänzen oder Feiertagen. Sie beginnt viel früher – bei der Sprache. Denn Sprache prägt unser Denken, unsere Identität und unser Miteinander. Wer unterschiedliche Kulturen verstehen will, muss sich auch mit ihren sprachlichen Eigenheiten beschäftigen. 

Vor einiger Zeit hörten wir von einer Kollegin aus Finnland von einem Begriff, der sich kaum übersetzen lässt: „sisu“ – eine besondere Mischung aus Ausdauer, Beharrlichkeit und unerschütterlicher Entschlossenheit. Als sie versuchte, dieses Wort einem internationalen Team zu erklären, reichten selbst mehrere Übersetzungsvorschläge nicht aus. Erst die Geschichte ihrer Großmutter, die selbst bei heftigstem Schneesturm jeden Tag zu Fuß zum Markt ging, hauchte dem Konzept Leben ein. 

Solche kulturellen Begriffe lassen sich nicht einfach eins zu eins in andere Sprachen übertragen. Denken wir an das dänische „hygge“, das ein Gefühl von Gemütlichkeit beschreibt, oder an das japanische „wabi-sabi“, das die Schönheit des Unvollkommenen und Vergänglichen einfängt. Diese Wörter transportieren weit mehr als nur eine einzelne Bedeutung – sie spiegeln eine ganze Weltanschauung wider. 

 

Warum Übersetzung allein nicht genügt

Für international tätige Unternehmen gilt: Eine wortwörtliche Übersetzung reicht oft nicht aus. Inhalte müssen lokalisiert werden – also nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell angepasst werden. Nur so können Sie sich sicher sein, dass die Botschaft wirklich verstanden wird. Genau hier liegt eine der größten Herausforderungen der globalen Kommunikation. 

Wenn Sprache zur Stolperfalle wird

Missverständnisse lauern überall – besonders dann, wenn kulturelle Nuancen nicht berücksichtigt werden: 

„Das ist doch kein Hexenwerk!“ – im Gespräch mit einem amerikanischen IT-Team 

Eine deutsche Projektleiterin erklärt beim Rollout eines neuen Tools, dass die Anwendung ganz einfach sei – „kein Hexenwerk eben“. Der US-amerikanische Entwickler schaut irritiert: „Witches? What do witches have to do with this?“ 
Erst eine kurze Erklärung – „no rocket science“ – bringt Klarheit. Der Begriff „Hexenwerk“ ist kulturell so verwurzelt, dass eine direkte Übersetzung für Verwirrung sorgt.

Lektion: Redewendungen sind keine Selbstläufer – sie brauchen kulturelles Feingefühl. 

„It’s finger lickin’ good“ – mit diesem Claim wirbt KFC weltweit für seine Produkte. In China wurde der Slogan jedoch zunächst wörtlich übersetzt – mit dem Ergebnis: „Wir essen Ihre Finger auf“. 

Die bildhafte englische Wendung wurde zum sprachlichen Stolperstein. Erst eine überarbeitete, sinngemäße Version konnte die beabsichtigte Botschaft vermitteln.

Lektion: Wer Redewendungen einfach übersetzt, riskiert Missverständnisse – oder im schlimmsten Fall einen Imageschaden. 

Diese Beispiele zeigen: Sprache ist mehr als ein Werkzeug – sie entscheidet mit darüber, ob eine Botschaft ankommt oder abprallt. 

Interkulturelle Kommunikation: mehr als Worte 

Wer weltweit erfolgreich kommunizieren möchte, sollte mehr als nur Wörter übersetzen. Es geht um die richtige Tonalität, passende Bilder, Farben und Symbole. In der einen Kultur steht die Farbe Weiß für Reinheit, in einer anderen für Trauer. Ein vermeintlich harmloses Symbol kann in einem anderen Land negativ belegt sein. 

Kulturelle Kommunikation bedeutet: genau hinhören, zwischen den Zeilen lesen und mitdenken. Das gilt nicht nur für Marketingtexte, sondern für jede Form internationaler Zusammenarbeit. 

 

Sprache als Türöffner für Geschichten 

Sprache ist nicht nur ein Mittel zum Zweck – sie erzählt Geschichten. Sie macht Kultur spürbar. Durch Storytelling können Unternehmen Nähe schaffen, Emotionen wecken und Vertrauen aufbauen. 

Warum sind bestimmte Redewendungen nicht übersetzbar? Weil sie tief in der jeweiligen Kultur verwurzelt sind. Erfolgreiches Storytelling nutzt genau diese kulturellen Codes, um authentisch zu wirken.

Wer sich die Mühe macht, Geschichten lokalisiert zu erzählen, baut eine stärkere Verbindung zu Kundinnen und Kunden auf – weltweit. 

 

Vielfalt heißt auch Barrierefreiheit 

Sprachliche Vielfalt bedeutet nicht nur, mehrere Sprachen zu sprechen – sondern auch, Inhalte für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen: 

Einfache Sprache hilft Menschen mit kognitiven Einschränkungen, Inhalte besser zu verstehen.

Untertitel und Audiodeskriptionen ermöglichen Menschen mit Hör- oder Sehbeeinträchtigungen den Zugang zu Informationen.

Mehrsprachige Angebote senken sprachliche Hürden und erweitern die Zielgruppe. 

Barrierefreie Sprache ist ein wichtiger Schritt hin zu echter Inklusion – und sollte deshalb ein fester Bestandteil jeder Kommunikationsstrategie sein. 

 

Sprache verbindet – wenn man sie richtig einsetzt 

Wer international kommuniziert, ist gut beraten, nicht nur auf Übersetzungen zu setzen, sondern auch auf kulturelles Feingefühl und sprachliche Vielfalt. Denn nur wenn Sprache als Brücke genutzt wird – und nicht als Mauer –, entsteht echte Verständigung. 

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