Werbung ist heutzutage fester Bestandteil unserer Gesellschaft und Kultur. Man kann ihr kaum entgehen. Dabei ist Werbung leider oftmals zu schrill, zu nichtssagend, zu nervig. Wen wundert es da, dass der Wunsch nach einer werbefreien Zone immer lauter wird und sich nun in Volksbegehren niederschlägt!? Fakt ist aber ebenso, dass gut gemachte Werbung erfolgreich Geschichten erzählen, Informationen bzw. Botschaften vermitteln und unterhalten kann.
Werbeeinfluss – mach mit, machs nach, machs besser
Tatsächlich erinnere ich mich durchaus gern an Tage meiner Kindheit und Jugend zurück, in der die Mainzelmännchen mit ihrem krächzenden „Gutnabend“ den regelmäßigen Werbeblock während einer Vorabendserie einläuteten. Dieser Gruß hat sich mir so gut eingebrannt, dass ich meine Familie noch oft genug beim Abendessen damit willkommen heiße.
Auch die dann präsentierte reklamebunte Welt der Konsumvielfalt hinterließ langfristig Eindruck bei mir. Herauszufinden, wo etwa der Deinhard ist, fand ich in meinen jungen Jahren aber nicht so wichtig wie die Schlagzeug spielende Frau, die der versammelten Partygesellschaft diese Frage mit ihrem Trommelsolo entgegenwarf.
Drei Wetter Taft wurde dank Werbeeinfluss wiederum Bestandteil meiner Pflegeutensilien, allerdings nur kurzzeitig. Denn mein Haar saß trotz des Superhaarsprays nicht – egal bei welchem Wetter – und konnte noch viel weniger mit der ewig lockenden Wallemähne der in der Welt herumjettenden Dame mithalten.
Und als einmal einer meiner Schuhabsätze abbrach, nahm ich mir natürlich die Freiheit heraus, auch den anderen Absatz eigenhändig zu entfernen – danke, Mentos, für diesen kuriosen Einfall!
Geschichten erzählen … mit Werbung
Apropos kurios: Kürzlich las ich etwas über die Entstehung von Nikes Werbespruch „Just do it“. Dieser Slogan kommt tatsächlich mit einer Hintergrundgeschichte daher. Er geht auf die letzten Worte des Zweifachmörders Gary Gilmore zurück. Die Vollstreckung seines Todesurteils Anfang 1977 kommentierte er mit „Let’s do it“, also in etwa „Bringen wir es hinter uns“.
Davon hörte der amerikanische Werbefachmann Dan Wieden Ende der 1980er Jahre und er wandelte diesen Satz ab, um damit etwas Positives, Lebensbejahendes, Motivierendes zu verbinden. Nike soll wegen der Vorgeschichte zunächst recht skeptisch gewesen sein – die sich anschließende, anhaltend starke Umsatzsteigerung sprach jedoch für sich und den Erfolg des Slogans.
Erinnern Sie sich zum Beispiel noch, als 2002 Saturns Werbeslogan „Geiz ist geil“ den Werbemarkt eroberte? Wie simpel (in doppeltem Sinne) ist das denn, dachte sich da mancher. Auf den ersten Blick vielleicht kein besonders einfallsreicher Spruch, doch er traf den menschlichen Zeitgeist damals auf den Punkt genau. Denn aufgrund der vorherrschenden Wirtschaftsschwäche wurde dem Preis mehr beigemessen als der Qualität. Entsprechend gut ging die Werbekampagne auf und der Slogan war ein voller Erfolg. Er mündete in die Geiz-ist-geil-Mentalität, mit der man heute noch Kundschaft beschreibt, für die nur der Preis ausschlaggebend ist.
Beim Thema Technik fällt mir ein Werbespruch ein, den ich jedes Mal in ironischer Abwandlung anbringe, wenn sie mich wieder im Stich lässt: „Technik, die begeistert.“ Ricola würde jetzt in schönstem Schwyzerdütsch fragen: Wer hats erfunden? Na, was denken Sie? Genau, Opel wars.
- Nichts ist unmöglich.
- … macht Kinder froh. Und Erwachsene ebenso.
- Ich bin doch nicht blöd.
- Wohnst du noch oder lebst du schon?
- Ist der neu? Nein, mit … gewaschen.
- Quadratisch. Praktisch. Gut.
- Für das Beste im Mann.
- … verleiht Flüüügel.
- Einmal hin, alles drin.
- Dann klappts auch mit dem Nachbarn.
- Guten Freunden gibt man ein …
- Es gibt Dinge, die kann man nicht kaufen. Für alles andere gibt es …
- Come in and find out.
- Eine Perle der Natur.
- Keiner macht mich mehr an.
- Auf diese Steine können Sie bauen.
- Have a break. Have a …
- Gute Preise. Gute Besserung.
- Sind sie zu stark, bist du zu schwach.
- Damit Sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können.
Haben Sie die Slogans wiedererkannt? Glückwunsch, dann haben die Werbekampagnen auch bei Ihnen ihre volle (Langzeit-)Wirkung entfaltet! Wenn Sie übrigens selbst ein paar lockere Sprüche draufhaben, Ihnen aber jemand noch bei der letzten Politur behilflich sein soll – Sie wissen ja, wie Sie uns erreichen.
Zu viel oder zu wenig des Guten – Werbung im öffentlichen Raum
Schließen wir unseren Werbereigen, womit wir ihn begonnen haben: mit dem Hamburger Volksbegehren. Die Werbefrei-Initiative, die sich gegen die übermäßige Präsenz von Werbung im öffentlichen Raum einsetzt, wollte einen Gesetzentwurf zur Werberegulierung einbringen. Mit diesem sollte die hamburgische Bauordnung unter anderem so geändert werden, dass weder neue Werbeanlagen gebaut noch verstärkt Werbedisplays statt traditioneller Werbeplakate eingesetzt werden.
Bis Mitte Mai 2025 wurden mit 50.796 Unterschriften zu wenige Stimmen gesammelt, um einen Volksentscheid über das vorgelegte Werberegulierungsgesetz erwirken zu können. Trotzdem sieht die Initiative es als Erfolg an, die Überdimensioniertheit von Werbung einmal mehr ins gesellschaftliche und politische Blickfeld gerückt zu haben.
Als nächste Großstadt steht nun übrigens Berlin mit einer Werbefrei-Kampagne für Anfang 2026 in den Startlöchern. Man darf gespannt sein, ob und inwieweit sich die Werbelandschaft künftig durch solche Initiativen beeinflussen lässt.
Quizlösungen
1) Toyota, 2) Haribo, 3) Media Markt, 4) Ikea, 5) Perwoll, 6) Ritter Sport, 7) Gillette, 8) Red Bull, 9) real, 10) Calgonit, 11) Ferrero Küsschen, 12) MasterCard, 13) Douglas, 14) Krombacher, 15) Ehrmann, 16) Schwäbisch Hall, 17) KitKat, 18) Ratiopharm, 19) Fisherman’s Friend, 20) Blend-a-Med
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