Während mit dem polnischen Niemcy oder dem serbischen Nemačka jedoch tatsächlich Deutschland gemeint ist, erfuhr der Begriff im lange an das heutige Österreich grenzenden Osmanischen Reich eine Differenzierung und erhielt so seine heutige Bedeutung im Arabischen.
Helvetier und Hellenen
Die fremdsprachigen Bezeichnungen der Schweiz orientieren sich meist an der deutschen, französischen oder italienischen Eigenbezeichnung (Suisse, Svizzera). Im Griechischen ist jedoch von Elvetia und im Rumänischen von Elveţia die Rede, was auf das lateinische Helvetia zurückzuführen ist. Dieser Name, abgeleitet vom keltischen Stamm der Helvetier, wird zum Beispiel auch auf Schweizer Münzen und Briefmarken verwendet, um keine der mehreren Amtssprachen zu bevorzugen.
Auch Griechenland hat mehr als nur eine einzige offizielle Eigenbezeichnung zu bieten, allerdings in derselben Sprache: das traditionellere Hellas und das etwas modernere Ellada. Europaweit ist das Land meist jedoch unter Namen wie Greece, Grèce etc. bekannt, die auf das lateinische Graecus zurückgehen, das möglicherweise einen alten Volksstamm bezeichnete. In der Türkei spricht man von Yunanistan: Dieses Wort geht auf den antiken griechischen Stamm der Ionier zurück, die auf dem Gebiet der heutigen Türkei siedelten und die nicht zuletzt auch dem Ionischen Meer seinen Namen gaben.
Zu dem illustren Kreis von Ländern, deren Eigenbezeichnung sich außerhalb der Landesgrenzen kaum durchsetzen konnte, gehören – neben Shqipëria (Albanien), Hayastan (Armenien), Sakartwelo (Georgien) oder auch den britischen Landesteilen Cymru (Wales) und Alba (Schottland) – auch Ungarn und Finnland. Während sich die Ungarn selbst als Magyaren bezeichnen, was sich auch im Landesnamen Magyarország niederschlägt, stand international meist der lateinische Name Hungaria Pate, auch dies wieder ein Rückgriff auf eine alte Stammesbezeichnung. Für das „Land der Tausend Seen“ steht meist der schwedische Begriff Finland Pate, der ursprünglich eine finnische Provinz bezeichnete, und nicht das finnische Suomi – möglicherweise dadurch begünstigt, dass in dem heute offiziell zweisprachigen Land lange Zeit nur Schwedisch als Amtssprache diente.
Im Finnischen wiederum ist Russland unter der Bezeichnung Venäjä bekannt, das auf den germanischen Begriff der Wenden zurückgeht, womit einst slawische Völker bezeichnet wurden, teilweise auch noch heute die sorbische Minderheit in der Niederlausitz.
Für Ableitungen aus alten Stammesbezeichnungen gibt es in Europa weitere Beispiele. Polen heißt im Ungarischen Lengyelország, vermutlich abgeleitet von den Lendizen. Im Ungarischen und Polnischen gleichermaßen hat wiederum Italia, Italien, einen eigenen Namen: Olaszország bzw. Włochy. Was hat es hiermit auf sich? Beide Begriffe gehen auf dieselbe Wurzel zurück wie das deutsche Wort „welsch“; als „Welsche“ wurden früher die romanischsprachigen Nachbarn – also Frankreich oder eben Italiener – bezeichnet. Im Sinne von „fremdsprachig“ machte der Begriff auch anderswo eine gewisse Karriere, sodass auch die Namen für Wales, die Wallonie oder die Walachei darauf zurückgehen – ebenso wie für die aus Italien stammende „welsche Nuss“, die Walnuss.
Der griechische Name Frankreichs, Gallía, hat klar erkennbar seinen Ursprung bei den Galliern. Der Ursprung des hebräischen Ausdrucks Zarfat hingegen stammt aus biblischer Zeit und geht letztlich unter nicht ganz geklärten Umständen wohl auf eine Stadt im heutigen Libanon zurück. Ebenso unklar ist der Ursprung des hebräischen Namens für Spanien, Sfarad. Besser nachvollziehbar ist – wo wir geographisch schon auf der Iberischen Halbinsel sind – die Bezeichnung Ureno für Portugal auf Swahili: Diese ist abgeleitet vom portugiesischen reino, zu Deutsch „Königreich“.
Schwarzer Berg und weiße Rus
Zu guter Letzt gibt es noch Länder, deren Namensbestandteile quasi im Wörterbuch stehen. So gab etwa ein „schwarzer Berg“ einem kleinen Land an der Adria seinen Namen: Crna Gora, wofür sich außerhalb der slawischsprachigen Länder meist die aus dem Lateinischen stammende Form Montenegro durchgesetzt hat. Im Türkischen (Karadağ) und Isländischen (Svartfjallaland) wurde der Name jedoch wörtlich übersetzt. Ähnlich ergeht es dem Land, das sich selbst Belarus nennt – wörtlich „weiße Rus“ – und europaweit unter anderem als Lefkorosia, Hviderusland oder Weißrussland bekannt ist.
Länder wie die Niederlande und das Vereinigte Königreich haben es naturgemäß ebenfalls schwer, einer weitreichenden Übersetzungswelle zu entkommen. So werden aus Nederland mal die Pays-Bas oder die Paesi Bassi, mal Nizozemsko oder Alankomaat – wenn man nicht die geographisch leicht unkorrekte Entsprechung „Holland“ zugrunde legt. Die Briten und Nordiren finden ihr Land wahlweise unter anderem als Birleşik Krallık, Reino Unido oder insbesondere beim Grand Prix als Royaume-Uni wieder.
Nicht immer aber müssen unterschiedlich aussehende Namen unterschiedliche Wurzeln haben: Chorwacja, Hırvatistan, Horvátország und Croatia beispielsweise gehen auf dasselbe Wort zurück wie die Eigenbezeichnung Hrvatska.

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