Richtig gendern: die neuesten Duden-Empfehlungen

Manch einer wünscht sich mittlerweile konkrete Rechtschreib- bzw. Grammatikregeln, wenn es ums Gendern geht.

Doch die kann der Duden Sprachliche Zweifelsfälle auch in seiner neuesten Ausgabe, dem Band 9, nicht wiedergeben. Dennoch hat sich etwas getan, was die Empfehlungen des Dudens für einen geschlechtergerechten Sprachgebrauch anbelangt. Und da ist für jeden, für jeden und jede, für jede*n sowie für alle etwas dabei. Vor- und Nachteile inklusive.

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Generisches Maskulinum: für jeden

So wird in der aktualisierten Fassung aufgeführt, dass sich die Verfechter des generischen Maskulinums auf das zugrunde liegende Wortbildungsprinzip berufen: „Mit dem Wortbildungssuffix -er kann aus einem Verb eine Bezeichnung für diejenigen Personen abgeleitet werden, welche die entsprechende Tätigkeit ausführen: Zum Beispiel ist das Substantiv Erfinder aus dem Verb erfinden abgeleitet (…).

Das Wortbildungssuffix -in dagegen hat einen anderen Stellenwert. Es dient dazu, eine Person als weiblich zu kennzeichnen (Erfinderin).“ Allerdings wird bezweifelt, ob sich alle Geschlechter vom generischen Maskulinum gleichermaßen angesprochen fühlen. Denn weil inzwischen häufig differenzierter gesprochen oder geschrieben wird, ist es nicht immer ersichtlich, ob die Form wirklich generisch gemeint ist oder sich nur auf Männer bezieht.

Doppelnennung: für jede und jeden

Die Doppelnennung hält der Duden selbst für „die höflichste und eindeutigste Variante der sprachlichen Gleichstellung. Sie ist vor allem in der Anrede üblich.“ Nach und nach hat er die rund 12.000 Personen- und Berufsbezeichnungen in seiner Onlineausgabe geändert, sodass die weiblichen und die männlichen Formen jeweils gleichberechtigt dastehen und separat erläutert werden. Schwierigkeiten sieht der Duden dagegen bei manchen Sparformen der Doppelnennung. Sie seien zwar orthografisch korrekt (Kolleg-/-inn-/-en), ließen sich aber nicht gut lesen. Deshalb werde aus pragmatischen Gründen vermehrt von einer regelkonformen Schreibweise abgewichen (Kolleg/innen). 

Neue Genderzeichen: für jede*n

Im neuen Dudenband Sprachliche Zweifelsfälle wird zudem detaillierter auf die kreativen Formen, die alle Geschlechter einbeziehen wollen, eingegangen. Es wird beobachtet, dass vor allem der Gender-Stern immer mehr benutzt wird. Der Glottisverschlusslaut, also eine kleine Sprechpause, dient dazu, Binnen-I und Co mündlich auszudrücken (Journalist-innen). Während er früher vor allem im universitären Bereich zu hören gewesen sei, dringe er nun zunehmend in den allgemeinen Sprachgebrauch vor. Kompliziert werde es allerdings, wenn Artikel (der*die), Possessivpronomen (sein*ihr) und Adjektive (schöne*r) mit kreativen Zeichen gegendert würden. Die Frage bleibe, wie sie mündlich wiedergegeben werden können.

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Auch dass Sparschreibungen im Singular häufig nicht kongruieren (eine/-n erfahrene/-n Bilanzbuchhalter/-in), sieht der Duden weiterhin als problematisch an. Die Auflösbarkeit in zwei Formen werde jedoch bewusst aufgegeben, „wenn Diversität im Sinne von Non-Binarität (…) ausgedrückt wird“. Eins der angeführten Beispiele lautet: „Wir hätten Verständnis, wenn Sie eine*n andere*n Kolleg*in fragen würden.“

Geschlechtsneutrale Varianten: für alle

Eine Methode, geschlechtssensibel zu formulieren, könne auch sein, sich möglichst geschlechtsneutral auszudrücken. So setze sich die Vorgehensweise, geschlechtsneutrale Ausdrücke zu verwenden, immer mehr durch. Das substantivierte Partizip I (Teilnehmende, Lehrende) habe sich inzwischen standardsprachlich etabliert. Anreden wie „Sehr geehrte Damen und Herren“ wichen des Öfteren geschlechtsneutralen wie „Liebe Mitmenschen“ oder „Guten Tag, Kim Müller“.

Das empfiehlt der Duden

Im Duden Sprachliche Zweifelsfälle wird betont, dass die kreativen Formen weniger als grammatische, sondern vor allem als pragmatische Zeichen aufgefasst werden. Sie drückten eine Haltung aus und würden aufzeigen, dass das bisherige Sprachsystem beim Thema geschlechtliche Diversität an seine Grenzen stößt. Zum einen geschlechtergerecht und zum anderen lesefreundlich schreiben zu wollen, ist oftmals ein herausfordernder Spagat. Denn: „Einer konsequenten Umsetzung des geschlechtergerechten Sprachgebrauchs sind Grenzen gesetzt, weil non-binäre Geschlechterzuordnungen durch das Sprachsystem nicht abgedeckt sind.“

So empfiehlt die Dudenredaktion, die Textsorte und die Adressaten zu berücksichtigen und dementsprechend angemessen zu schreiben. In einem Sachtext, in dem die Leserinnen und Leser nicht direkt angesprochen werden, könne es durchaus sinnvoll sein, das generische Maskulinum zu verwenden. In Zeitungsartikeln und wissenschaftlichen Artikeln nutze man auch immer mehr die Technik, Feminina und Maskulina im Wechsel zu verwenden. Beispielsweise: Die Fotografen, Musikerinnen und Redakteure arbeiten auf selbstständiger Basis. 

Und das sagen wir

Wir schließen uns dem Duden an. Geschlechtergerecht und lesefreundlich zu schreiben, kann je nach Zielgruppe und Text anders aussehen. Gern helfen wir Ihnen dabei, geeignete Regeln zu definieren, nach denen Sie bzw. Ihre Kundinnen und Kunden gendern können.

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