Gibt es etwas Typisches, das deinen Arbeitsalltag ausmacht?
Mein Arbeitsalltag hat sich über die Jahre deutlich verändert. Als Lektorin habe ich mich mit verschiedenen Texten befasst und hauptsächlich lektoriert und korrigiert. Jetzt als Leiterin der Lektorate organisiere ich den Arbeitsalltag meiner Kolleginnen und Kollegen, damit sie effizient arbeiten können.
An einem typischen Tag, wenn es denn einen solchen gibt, beschäftige ich mich zum Beispiel mit komplexeren Anfragen von Kundinnen und Kunden, die nicht nach Schema F kalkuliert werden können, überprüfe Aufträge, zu denen es Rückfragen oder – zum Glück selten – Beschwerden gab, und gebe den Ansprechpersonen Feedback. Daneben unterstütze ich meine Teammitglieder bei täglichen Herausforderungen, seien es Sprachfragen, Urlaubsplanungen oder IT-Probleme. Im Grunde ist jeder Tag etwas anders und nur in Teilen im Voraus planbar, was das Ganze so spannend macht.
Warst du gut in der Schule?
Ähm … (lacht). Ich glaube, ich war in erster Linie faul. Sport, Kunst und Sprachen lagen mir, das lief in weiten Teilen so durch. Nur meine Lateinlehrerin würde lautstark widersprechen. Mit dem gesamten naturwissenschaftlichen Bereich inklusive Mathematik stand ich auf Kriegsfuß. Im Chemieunterricht wurden bei mir zum Beispiel irgendwelche Gebräue über dem Bunsenbrenner grün, die bei allen anderen rot wurden. Noch nicht mal der Chemielehrer wusste, warum. Ich lief da unter „Hopfen und Malz verloren“. Das ist okay, denn das brauche ich heute nur noch selten!
Statt für einfallsreiche Farbgestaltung auf dem Brenner bin ich jetzt eher für kreative Texte zuständig. Ich schreibe für einige Agenturen oder Endkunden Headlines, Slogans, Websitetexte … was das Herz begehrt. Da werden meine Talente doch besser eingesetzt!
Welche deiner Aufgaben zaubern dir am Morgen ein vorfreudiges Lächeln ins Gesicht?
Inwiefern spielen technologische Innovationen, wie maschinelles Lernen oder KI, eine Rolle?
Überall. Es ist die Kombination aus Mensch und Maschine, die der Weg zum Erfolg ist. Es geht auch gar nicht mehr anders. Die Systeme sind da und es hilft niemandem, sie zu ignorieren und zu hoffen, dass sie wieder weggehen, weil sie eventuell unsere Arbeit gefährden könnten. Sie gehen nicht wieder weg. Das ist auch die falsche Herangehensweise.
Wir sehen KI als etwas Positives, das wir gut nutzen können. So verwenden wir sie zum Übersetzen, Schreiben, Recherchieren, für Illustrationen von Blogbeiträgen und zur Ideenfindung. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Diese Modelle übernehmen nicht unsere Arbeit, sondern arbeiten uns beim richtigen Einsatz zu. Bereichern den Findungsvorgang, schaffen neue Möglichkeiten und Blickwinkel. Man muss sich nur darauf einlassen.
Wie reagierst du auf Kundenfeedback?
Feedback ist erst einmal etwas Gutes, und zwar unabhängig davon, ob es positiv oder negativ ist. Damit wir uns verbessern können, müssen wir wissen, wo es Probleme gibt und was unsere Kundinnen und Kunden sich anders gewünscht hätten. Ich lebe hier also streng nach dem Motto „Sprechen hilft!“ und freue mich über den Austausch, der es uns ermöglicht, besser zu werden. Manchmal stellt sich auch heraus, dass unsere Ansprechperson eine falsche Vorstellung von einer bestimmten Dienstleistung hatte und eigentlich etwas ganz anderes brauchte.
Beispiel: Wir bieten ein Korrektorat, ein Lektorat und ein Full Copy Editing an. Bei allen drei Varianten machen wir irgendwas mit Text (lacht). Hin und wieder kommt es vor, dass eine Kundin oder ein Kunde eine Dienstleistung beauftragt, die für ihr oder sein Produkt nicht ganz passend ist. Dann reden wir darüber und sorgen dafür, dass solche Missverständnisse in Zukunft vermieden werden.
Bezogen auf unser Beispiel heißt das: Beim Korrektorat werden nur Buchstaben gezählt, Kommas gesetzt und die Grammatik beachtet – Schluss. Bei einem Lektorat schauen wir auch auf den Stil, beachten eventuell vorhandene Glossare und orientieren uns an Vorgängerjobs, um zu vereinheitlichen. Ein Full Copy Editing beinhaltet eine großflächige sprachliche Überarbeitung – und natürlich schreiben wir auch Texte komplett neu, werden also kreativ tätig. Dabei ist es egal, ob es um Slogans oder um Websitetexte geht. Das kann gerade Agenturen die Arbeit schon deutlich erleichtern. Sie sehen: Die Vielfalt, und manchmal auch der Raum für Missverständnisse, ist groß!
Was schätzt du am meisten an der Zusammenarbeit mit deinem Team?
Oh, wo fange ich da an … wir arbeiten alle sehr auf Augenhöhe. Der Umgangston ist immer freundlich, wertschätzend. Darüber hinaus haben wir hier bei Apostroph ein sehr internationales Team, was ich als ausgesprochen bereichernd empfinde. Auch haben wir viele „alte Hasen“, gerade in den Lektoraten. Ich bin da mit meinen 17 Jahren Betriebszugehörigkeit fast noch das Küken! Da kommt natürlich ein großer Batzen Fachwissen zusammen, den man so erst einmal finden muss.
Was bedeutet Sprache für dich?
Sprache ist doch alles, oder? Ich kann mit Sprache alles erreichen. Ich kann über die Sprache Gefühle benennen, vermitteln und, und das ist doch das Faszinierendste, auslösen. Ich kann Bilder im Kopf und Bedürfnisse hervorrufen – und befriedigen. Sprache und das, was mit ihr transportiert wird, kann glücklich und unglücklich machen.
Wie viel Macht in ein paar Worten, manchmal nur in einem Wort, liegt, ist vielen nicht bewusst. Ich empfinde immer wieder eine große Faszination in Bezug auf die Möglichkeiten der Sprache, sei sie gesprochen oder geschrieben. Eine nicht enden wollende Vielfalt, die wir Tag für Tag neu entdecken können.
Was machst du in deiner Freizeit?
(Lacht) Lesen! Mein Ernst. Ich lese wirklich sehr viel in meiner Freizeit, das ist meine Form von Entspannung. Daneben habe ich vor Kurzem Poetry Slams für mich entdeckt und bin ganz begeistert davon. In Hamburg gibt es da eine ganze Reihe von tollen Veranstaltungen, die sich wirklich lohnen und mir einen ganz neuen Blickwinkel auf Sprache vermittelt haben. „Nebenbei“ habe ich auch noch zwei Teenager zuhause, von denen mindestens einer (gern abwechselnd) den gängigen Klischees alle Ehre macht. Ich habe also genug zu tun!

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