
Ein Sprachen- und Kulturmix, wie wir ihn lieben
„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ ist eine tschechoslowakisch-deutsche Koproduktion aus der Zeit der DDR, die im Jahr 1973 entstand. Der Regisseur Václav Vorlíček verfilmte damals das Märchen von dem Prinzen und seinem Aschenbrödel, deren Liebe zunächst einige Hindernisse überwinden muss und schließlich siegt. Vorlíček besetzte die Eltern des Prinzen, die Königin und den König, mit Karin Lesch und Rolf Hoppe. Beide waren deutschsprachig. Hingegen hatten der Prinz und sein Aschenbrödel, gespielt von Pavel Trávníček und Libuše Šafránková, tschechische Wurzeln und sprachen Tschechisch. Somit war das Sprachgewirr am Set perfekt. Es heißt, Crew sowie Schauspielerinnen und Schauspieler hätten sich mit Händen und Füßen beholfen – lange vor Übersetzungstools wie ChatGPT und Co.
Fun Fact: Verschiedene Quellen lassen verlauten, dass Carola Braunbock, welche die Stiefmutter spielte, zwar in Deutschland lebte, aber perfekt Tschechisch konnte. Somit verstand sie alle Gespräche und Bemerkungen am Set – was der tschechoslowakische Teil der Filmcrew erst nach Ende der Dreharbeiten erfuhr. Sie hatte sich nichts anmerken lassen.
Dank Synchronisierung ein internationaler Hit
Während des Drehs sprachen die Schauspielerinnen und Schauspieler meist ihre eigene Sprache, oder sie lernten tschechische Sätze auswendig. Im Anschluss wurden sie für die jeweilige Landesversion synchronisiert. Zusätzlich wurde auch Pavel Trávníček, der Prinz, für die tschechoslowakische Fassung synchronisiert, weil er nach Aussage des Regisseurs einen stark mährischen Akzent gehabt haben soll.
Aschenbrödel ist eine Vorreiterin
Ganz gleich in welcher Sprache und in welchem Land: So antiquiert die Geschichte oder besser gesagt das Märchen heute in seinen Grundzügen wirken mag (ein Prinz sucht eine Gemahlin, verschmäht alle vorgeschlagenen Damen aus gutem Haus und verliebt sich ins Aschenbrödel), so fortschrittlich war doch die Rolle des Aschenbrödels für die Entstehungszeit. Der Filmklassiker, den wir heute in der Weihnachtszeit schauen, basiert auf einem Märchen, das Božena Němcová zwischen 1842 und 1845 geschrieben hat. Es ist eine abgewandelte Version vom „Aschenputtel“ der Gebrüder Grimm. Die Schriftstellerin war für Mitte des 19. Jahrhunderts sehr fortschrittlich, was sie aufs Aschenbrödel übertrug. Aschenbrödel zeigt sich eigensinnig und selbstbewusst. Unerschrocken führt sie etwa den Prinzen und seine Jagdgefährten an der Nase herum.
Musik, die unter die Haut geht
Zur Magie des Films gehört sicherlich auch die Filmmusik. Bereits die ersten Töne lösen bei Fans Gänsehaut aus und sicherlich kennen viele die Stücke, auch wenn sie vielleicht gar nicht wissen, woher. Hier gibt es allerdings einen Unterschied zwischen den Filmversionen, welche in den verschiedenen Ländern gezeigt werden. Die Musik als solche, so heißt es, wurde in nur wenigen Stunden vom Komponisten Karel Svoboda geschrieben. Doch während in der tschechischen Fassung Karel Gott singt, hören wir in der deutschen Fassung nur Instrumentalmusik. Dafür ist ein deutscher Redakteur verantwortlich, dem die Liedtexte nicht zusagten.
Eine Geschichte, die verbindet
Gänsehautmomente und Weihnachtsstimmung, versinken in die Zeit des Prinzen, der angehenden Prinzessin und des traumhaften Märchenschlosses … die Magie des Films entsteht vielleicht gar nicht trotz, sondern gerade wegen der verschiedenen Kulturen, Nationen und Sprachen, wegen all der unterschiedlichen Menschen, die mit „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gemeinsam ein Ganzes geschaffen haben. Immerhin währt die Faszination seit mehr als 50 Jahren (erstmals ausgestrahlt wurde der heutige Filmklassiker im Jahr 1973) und sie verbindet Menschen über die Ländergrenzen hinweg.
Genau deshalb passt „Aschenbrödel“ vielleicht auch so gut in die Weihnachtszeit. War es also gut, dass die Filmstudios damals im Sommer besetzt waren und „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ im Winter (mit künstlichem Schnee) gefilmt wurde? Womöglich! Jedenfalls wünschen wir Ihnen viel Freude mit diesem Klassiker und seiner Botschaft, die egal in welcher Sprache „rüberkommt“, verbindet und berührt.
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